Cambridge Analytica und die Masse als Falle

Es ist normal, dass Wahlkämpfer Werbung schalten und in Fußgängerzonen Menschen manipulieren. Wahlkämpfer freilich, die detailliert wissen, wer besonders leicht zu gewinnen ist, sind im Vorteil. Die Firma "Cambridge Analytica" liefert derartige Daten und soll, dem Text "Ich habe nur gezeigt, dass es die Bombe gibt" zufolge mit Psychogrammen von allen erwachsenen US Bürgern – 220 Millionen Menschen! - den US-Wahlkampf beeinflusst haben.

 

Sind Wahlen also nurmehr eine Farce? Jens Scholz kontert: "Wie kommen Menschen immer wieder auf die irgendwie religiös mathematikhörige Idee, dass man menschliches Verhalten derart leicht kategorisieren, vorhersagen und dann sogar steuern könnte?" - Die Gegenfrage aber ist: Was, wenn doch!? Was, wenn doch Bots und Mechanismen auf die Menschheit losgelassen werden, um Macht zu sichern? - Man schaue "Alles nur Lüge?" (ZDFzoom), Sixtus empfiehlt die Blinkenlichten-Produktion "Ich weiss, wer du bist" und es gibt massenweise weitere Hinweise (auch im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz), die jenseits von Verschwörungstheorien Bedenken anbringen und die nette Glosse von Mathias Richel ins Abseits stellen.

 

Womöglich liegt die Antwort gar nicht im Virtuellen: Es sind rechte Stömungen, die sich derzeit erfolgreich den Manipulationen bedienen. Und es sind deren simplen Aussagen. Alles auch nur minimal Komplexe, Erklärbedürftige und Visionäre hat weder Platz im kommunikativen Nadelör der Vereinfacher noch den Psychogrammen der Webanalysten.

 

Die Masse also sitzt so lange in der Falle, bis sie sich entweder selbst eines Besseren belehrt und geistige Updates tätigt, oder - zum Beispiel durch Vorbilder - eines Besseren gelehrt wird. Wie auch immer Bewegungen verlaufen, sie verlaufen in vielfältigen Variationen immer viral. Und wenn derzeit die Bewegung gen rechts rast, sind die Schuldigen als Ablenkungsmanöver nicht im Netz und dessen Verstrickungen zu suchen, sondern draußen in der Realität.

 

Dort herrscht alles andere als Demokratieekstase. Der Stolz auf demokratische Errungenschaften schwindet (weil kompliziert) und Konzernen sind sie sogar ein Dorn im Auge, wenn es um kapitale Durchsetzungskraft geht. Wie die Durchsetzungskräfte also fortan auch bei Wahlen gewichtet sein werden hängt in hohem Maße von der Finanzkraft jener ab, die genug Einflussmöglichkeiten haben, entsprechende Hebel in Bewegung zu setzen. Aber womöglich war das schon immer so und wir sind nun nur in einer dramatischeren Umlaufbahn, in der das Gesellschaftliche im Ganzen ordentlich durchgeschüttelt wird.

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